Vitamin B9 (Folate) unterstützt die DNA-Synthese, die Bildung roter Blutkörperchen und mehrere Methylierungsreaktionen. Ein längerer Mangel führt zu megaloblastärer Anämie und erhöht bei Schwangeren das Risiko von Neuralrohrdefekten, wenn die perikonzeptionelle Zufuhr unzureichend ist. Die Richtwerte für empfohlene Zufuhr und Sicherheit sind im NIH ODS-Fachmerkblatt und der EFSA DRV-Zusammenfassung detailliert.
Symptome (leichter Mangel → megaloblastäre Anämie)
- Müdigkeit, Schwäche, Blässe, Kurzatmigkeit bei Anstrengung
- Glossitis (glatte/rote schmerzhafte Zunge), Stomatitis
- Diskrete neurokognitive Störungen (Konzentration, Stimmung)
- Makrozytose (Erhöhung des MCV) und megaloblastäre Anämie in einem fortgeschritteneren Stadium
- Schwangerschaft: nicht korrigierter Mangel = Risiko von Neuralrohrdefekten (NTD) beim Fötus
Für einen klaren klinischen Überblick siehe Folatmangel (MSD Manuals, FR).
Hohe Dosen Folsäure können die Anämie korrigieren, während ein B12-Mangel maskiert wird. Bei Makrozytose/Anämie B12 auch bewerten, bevor hohe Nahrungsergänzung erfolgt.
Tests und Richtwerte
- Serumfolat: empfindlich für kürzliche Zufuhr. Ein niedriger Wert deutet auf einen wahrscheinlichen Mangel hin.
- Erythrozytenfolat (RBC folate): besser mit Reserven korreliert; ein RBC folate < 305 nmol/L weist auf einen Mangel hin. Richtwerte im NIH ODS-Merkblatt.
- Plasma-Homocystein: oft erhöht bei B9/B12-Mangel; nützlich als ergänzender Hinweis.
- Blutbild: Makrozytose (erhöhtes MCV), megaloblastäre Anämie.
- Schwangerschaftskontext: Zur Reduktion des NTD-Risikos in der Bevölkerung strebt die WHO ein RBC folate ≥ 906 nmol/L bei Frauen im gebärfähigen Alter an (siehe WHO-Empfehlung).
Die Richtwerte werden oft in DFE (Dietary Folate Equivalents) ausgedrückt. 1 µg DFE = 1 µg Nahrungsfolat = 0,6 µg Folsäure (angereichertes Lebensmittel/Nahrungsergänzung mit Mahlzeit) = 0,5 µg (nüchtern). Referenz: NIH ODS – DFE.
Reiche Lebensmittel (und Garverluste)
- Blattgemüse (Spinat, Mangold, Rucola), Brokkoli, Kohl
- Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen)
- Leber (Geflügel), Eier, Zitrusfrüchte, Avocado
- Angereicherte Getreideprodukte (je nach Produkt)
Folate sind empfindlich gegen Hitze und Lagerung. Bevorzugen Sie schonende/kurze Garung und konsumieren Sie schnell. Für Gehalte pro Lebensmittel: CIQUAL.
Dosen und Verträglichkeit
Anzustrebende Zufuhr (Erwachsene)
- EFSA (PRI, DFE): ~330 µg DFE/Tag (Erwachsener), ~600 µg DFE/Tag (Schwangerschaft), ~500 µg DFE/Tag (Stillzeit). Siehe die EFSA DRV-Zusammenfassung.
- NIH ODS (RDA, DFE): 400 µg DFE/Tag (Erwachsener), 600 µg DFE/Tag (Schwangerschaft), 500 µg DFE/Tag (Stillzeit) — detaillierte Richtwerte.
Tolerable Obergrenze (UL)
- UL (Erwachsene): 1.000 µg/Tag Folsäure (aus angereicherten Lebensmitteln/Nahrungsergänzungsmitteln, nicht aus natürlich vorkommendem Folat), gemäß dem NIH ODS-Merkblatt. Die EFSA stimmt global mit dieser Größenordnung in ihren DRV-Stellungnahmen überein.
- Warum: Das Risiko der Maskierung eines B12-Mangels und unerwünschte Wirkungen bei sehr hohen Dosen begrenzen.
Wechselwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen
- Antifolat-Medikamente (z.B. Methotrexat), Trimethoprim, bestimmte Antiepileptika: mögliche Interferenzen mit dem Folatstoffwechsel (siehe Abschnitte „Wechselwirkungen" des NIH ODS-Merkblatts).
- Alkohol, Malabsorption (z.B. Zöliakie), erhöhter Bedarf (Schwangerschaft): erhöhen das Mangelrisiko.
Verankern Sie die Zufuhr über die Ernährung (grünes Gemüse + Hülsenfrüchte). Bei Bedarf kann eine moderate Nahrungsergänzung (z.B. 400 µg DFE/Tag Äquivalent) besprochen werden, besonders perikonzeptionell (Ziel 600 µg DFE/Tag insgesamt). B12 bei Makrozytose bewerten.
FAQ
Reicht die Serummessung aus? Nützlich, aber von kürzlicher Zufuhr beeinflusst. Erythrozytenfolat spiegelt die Reserven besser wider.
Natürliches Folat vs. Folsäure in Tabletten? Die Richtwerte sind in DFE. Folsäure wird besser aufgenommen → 0,6 µg Folsäure = 1 µg DFE mit Mahlzeit. Siehe DFE.
Kann man zu viel ergänzen? Vermeiden Sie, 1.000 µg/Tag Folsäure (UL) zu überschreiten. Bei einigen können hohe Dosen einen B12-Mangel maskieren.
Wer ist am meisten gefährdet? Schwangerschaft/Stillzeit, Alkoholismus, Malabsorption, gemüsearme Ernährung, Antifolat-Medikamente.
Quellen
- NIH Office of Dietary Supplements – Folate (Health Professional): https://ods.od.nih.gov/factsheets/Folate-HealthProfessional/
- EFSA – Dietary Reference Values: https://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/dietary-reference-values
- WHO – RBC folate and neural tube defects: https://apps.who.int/iris/handle/10665/162273
- MSD Manuals (FR) – Folatmangel: https://www.msdmanuals.com/fr/accueil/troubles-de-la-nutrition/vitamines/carence-en-folates
- ANSES – CIQUAL-Tabelle (Folate pro Lebensmittel): https://ciqual.anses.fr/



